Freitag, 19. März 2010

Der Hausaltar stieß auf besonderes Gefallen

Vergangenes Wochenende nahmen wir teil an der bundesweiten Aktion "Tag der offenen Töpferei: Ich hatte einen Vortrag organisiert.
Heute erschien ein Nachbericht dazu:"Hoher Besuch fand sich am bundesweiten ..5. Tag der offenen Töpferei" in der Keramikwerkstatt von Katharina Heusin­ger und Martin Waubke „Auf der Spek" ein: Dr. Werner Endres, Keramikfachmann und deutschlandweit be­kannt aus der Sendung „Kunst und Krempl" nahm zu verschiedenen Exponaten aus dem Nachlass der ehemali­gen Hafnerei Echinger in Steinach Stellung.

Zuvor referierte der Steinacher Heimatfor­scher Hans Agsteiner über das Hafner-Hand­werk und über bedeut­same Keramikfunde in der Gemeinde Steinach. Im Detail berichtete er über die Keramik „Das letzte Abendmahl", das Jakob Echinger, dem letzten Hafner in Steinach, zugeschrieben wird. Agsteiner lenkte das Interesse der Besucher auf zahlreiche Ähnlichkei­ten des „Abendmahls" von Echinger mit der klassizistischen Schnitzerei „Das letzte Abendmahl" am Hoch­altar in der Klosterkirche von Azl­burg des Straubinger Künstlers Franz Xaver Keller. Zweifellos habe Jakob Echinger diese Darstellung gekannt. Interessant sei auch, dass Stein‑ ach bis Ende des 19. Jahrhunderts ein Hafnerzentrum war mit einer Hafnergasse und zehn Töpfereien. Jakob Echinger sei der Letzte seiner Zunft gewesen und dank der großen Bedeutung des Keramikgeschirrs wohl sehr wohlhabend. Kurz ging Agsteiner auch auf bedeutsame Funde in einer 1997 durch Zufall entdeckten Abfallgrube beim ehe­maligen Gasthaus Zur Krone ein. Hier handele es sich um zwei restau­rierte, mittelalterlich Gefäße aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, die vom Kreisarchäologen Dr. Lud­wig Husty kürzlich an die Gemeinde Steinach übergeben worden waren und einen Platz im Steinacher Rat­haus gefunden haben. Eine Einführung in die Geschich­te des Kröninger Geschirrs gab Töp­fermeister Martin Waubke. Diese Keramiken aus dem Kröning, einem Gebiet zwischen Landshut, Dingol­fing und Vilsbiburg, hätten eine ge­wisse Ähnlichkeit mit den Töpfer­waren der Hafnerei Echinger, mein­te Waubke. Die Familien Echinger und Sim­mel hatten einige Töpferarbeiten aus der Werkstatt ihres Vorfahren Jakob Echinger zur Bestimmung mitgebracht. Besonders gefiel
ein kleiner Hausaltar mit drehbarem Tabernakel, mit dem die Enkelkin­der spielen durften. Ein Nachweis für die Urheberschaft von Töpfer­waren aus der Werkstatt Echinger, selbst bei Besitzübernahme durch Erben, sei heute jedoch schwer zu führen, erklärte Dr. Werner Endres. Äußerst bedauerlich sei es, dass es keine schriftlichen Überlieferungen zu den Arbeiten und zur Arbeitswei­se der Hafner mehr gebe und sehr vieles verschollen sei. Grundlagen des Töpferhandwerks in der Ge­meinde Steinach seien mit Sicher­heit die reichen Ton- und Lehmvor­kommen gewesen, auch der Name „Auf der Spek" deute darauf hin. Keramikgeschirr sei bis zur Erfin­dung der Eisentöpfe als Massenware viel produziert und im weiten Um­kreis im Land vertrieben worden. Mit Sicherheit stammten jedoch eine Blumenampel mit fein gearbeiteter Oberfläche und ein kleiner. hellblau glasierter Weihwasserkessel von Ja­kob Echinger, erklärte Endres. Mit der blauen Glasur sei der verwende­te braune Ton aus Echingers Werk­statt „weggeleugnet" worden. Trotz der Initialen JE auf einer Heiligenfigur und einem Uhrenstän­der aus Keramik bestehen Zweifel an der Herkunft aus der Werkstatt Echingers, sagte Endres. Er berich­tete von der Massenproduktion der Töpferwaren bis in das 19. Jahrhun­dert hinein, erzählte von den Töp­fertransporten auf riesigen Schlepp­zügen und eigens angefertigten „Kreinzerwagen" und über die Technik des Brennens und Glasie­rens. Mit seinen schier unerschöpfli­chen Kenntnissen rund um Hafnerei und Keramik schlug Endres die Zu­hörer in seinen Bann und stellte sich allen Fragen.